San Pedro am Abend

In den vergangenen Wochen in der Südsee (siehe letzten Bericht) waren wir meist in Hotels oder Pensionen untergekommen. In Santiago de Chile hatten wir dann endlich mal wieder ein Airbnb-Zimmer.

Santiago de Chile

Unser Host Ricardo empfing uns am späten Abend des 02. Januar 2018. Als Welcome-Drink bot er uns sofort Wein an. Auch wenn es fast Mitternacht war, nahm er sich die Zeit und quatschte ein bisschen mit uns. Da sein Englisch nicht für eine größere Kommunikation ausreichte und unser Spanisch auch nicht über die Smalltalk-Vokabeln hinausgeht, nutzte er kurzerhand sein Handy um mit Google Translate alles übersetzen zu lassen. Die dann folgenden zwei Abende liefen ganz genauso ab. Auch wenn wir tatsächlich nicht viel gesprochen haben, haben wir uns doch jeden Abend mehrere Stunden gut „unterhalten“. Dazu gab es chilenischen Wein in Hülle und Fülle und Ricardo hat immer nachgegossen, sobald das Glas leer war:-) Es waren herrliche Abende und als Dank für Ricardos Gastfreundschaft haben wir am letzten Abend Spaghetti Bolognese gekocht und ihn quasi zum Essen eingeladen.

Von Santiago selbst haben wir nicht allzu viel gesehen. Waren wir doch nur zwei ganze Tage in der Stadt und davon ging schon ein Tag für die Haushaltspflichten drauf. Unsere Wäsche wurde schon länger nicht mehr ordentlich gewaschen und auch die weitere Route musste geplant werden. Am zweiten Tag sind wir dann bei bestem Wetter durch die Stadt geschlendert. Santiago du gefällst mir und vom Cerro San Cristobal hatten wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt! Danke an meine liebe Arbeitskollegin, die mir wunderbare Tipps gegeben hat 🙂

Ausblick auf Santiago vom Cerro San Cristobal
Ausblick auf Santiago vom Cerro San Cristobal

Valparaiso

Mit dem Bus sind wir dann am 5. Januar weiter nach Valparaiso gefahren. In dem Zuge muss ich mal erwähnen, wie toll Uber ist. Am Bus Terminal von Valparaiso haben wir uns ein Uber-Taxi über die App bestellt, 2 Minuten später stand ein Fahrer bereit um uns zur Unterkunft zu fahren. Das ganze hat uns keine 5 Euro gekostet. Die Unterkunft in Valparaiso war, neben der Unterkunft auf Gili Meno, die wohl am meisten runtergekommene. Aber im Vergleich zu der auf Gili Meno hatte die Wohnung Charme, passte in das Gesamtbild von Valparaiso und die Mitbewohner waren alle super nett. In Valparaiso haben wir die erste Stadtführung auf unserer Reise mitgemacht und viel interessantes über die Stadt und Chile im Allgemeinen erfahren. Wir haben uns auch gefragt, weshalb wir solange gewartet haben, aber bisher haben wir die Städte immer selbst erkundet, uns einfach durch die Straßen treiben lassen und auch irgendwie nichts vermisst.

Dennoch möchte ich euch an unserem neuen Wissen teilhaben lassen: Wusstet ihr, dass Chile nach Deutschland der größte Brotkonsument ist und das die Deutschen das Abendbrot nach Chile gebracht haben? Während die Chilenen also am Mittag etwas eher zuschlagen, gibt es am Abend nur ein kleines Abendbrot. Valparaiso hatte seine Blütezeit während des Goldrauschs in Kalifornien. Viele Europäer machten sich per Schiff auf den Weg nach Amerika und die bis dahin schnellste Möglichkeit führte über Kap Horn und so trafen sich für eine Pause während der langen Reise viele verschiedene Kulturen und Nationalitäten in Valparaiso. Als dann der Panamakanal eröffnet wurde, ging es mit der Stadt bergab. Heute versprüht die Stadt ein besonderes Flair, was uns beiden total gut gefallen hat. Die Stadt ist einfach so anders als andere Städte. Die vielen Hügel, bunte Häuser, die engen Gassen, überall entdeckt man kleine Kunstwerke an den Hauswänden und kleine versteckte Cafés. Wer also irgendwann mal in Chile sein sollte, dem können wir den Besuch von Valparaiso sehr empfehlen.

Kunst, Kunst, Kunst....
Kunst, Kunst, Kunst….
Noch mehr Kunst....
Bei diesem Bild fühlte ich mich gleich an alte Zeiten erinnert!

La Serena

Nach vier Tagen hieß es Abschied nehmen und wir saßen im Bus nach La Serena. La Serena liegt ca. 500km nördlich von Santiago an der Pazifikküste. Wegen der vielen schönen Strände im Umkreis kommen die Chilenen zum Urlaub machen in die Stadt.

La Serena hat aber auch schöne Architektur zu bieten
La Serena hat aber auch schöne Architektur zu bieten

Wir sind hauptsächlich wegen des angrenzenden Elqui-Valleys hierher gekommen. Im Elqui-Valley werden die Trauben für die Pisco-Produktion angebaut. Der Pisco ist ein Weinbrand und quasi das Nationalgetränk in Chile. Mit Fahrer und unserem Guide Irmgard (ihre Eltern sind nach dem Krieg nach Chile ausgewandert, aber sie haben mit „Irmi“ dennoch Deutsch geredet) ging es auf ins Tal. So wie eine typische Kaffeefahrt nun mal abläuft, haben wir an verschiedenen Orten angehalten, durften natürlich bei den unzähligen Souvenir-Shops vorbeischauen und uns ansonsten ein bisschen umgucken bevor es weiterging.

Pisco-Verkostung
Pisco-Verkostung

Unsere Highlights waren der Besuch einer Pisco-Destillerie, eines Solar-Restaurants und eines Weingutes. Das Solar-Restaurant wurde vor einigen Jahren von den im Tal lebenden Frauen ins Leben gerufen um sich eine Einkommensquelle zu schaffen. Von der Universität wurden entsprechende Boxen gebaut um alle Gerichte mithilfe der Sonne garen zu können. Der Reis braucht zum Beispiel nur 30 Minuten bis er fertig ist. Die Brötchen, die es zum Vorspeisen-Salat gab, waren ebenfalls sehr lecker und  Jean’s Hähnchenschenkel war seeeeehr zart (Anmerkung des Lektors: der Satz liest sich etwas komisch, aber ich lasse es mal so stehen).

Zwei Solar-Öfen unterschiedlicher "Generationen"
Zwei Solar-Öfen unterschiedlicher „Generationen“

Unser absolutes Highlight in La Serena war aber unser Host Julio. Einen Abend sind wir mit ihm und seiner Freundin unterwegs gewesen um die besten „Completos Italianos“ von ganz Chile zu probieren. Completos bestehen aus einem Brötchen und einer Brühwurst und ähneln bis dahin eigentlich einem Hotdog. Nun kommen auf die Wurst allerdings Tomatenwürfel, Avocado (-creme) und viel Mayonnaise. Wegen dieser Toppings erklärt sich auch der Name „Italiano“. Wer mag kann auf die Mayonnaise dann noch Senf oder Ketchup schmieren. Die Mischung klingt erstmal etwas seltsam, aber es schmeckt eigentlich sehr lecker und macht pappsatt. Die Completos sind aber eher in Ecke Fastfood zu stecken und daher nichts für jeden Tag 🙂

Die besten Completos Italianos und zwei hungrige Bäuche
Die besten Completos Italianos von ganz Chile und zwei hungrige Bäuche

Schon am nächsten Tag folgte ein weiteres kulinarisches Highlight. Normalerweise waren unseren bisherigen Reisetage immer sehr langweilig. Wir saßen irgendwo rum und warteten, dass der Zug abfuhr oder der Flieger abhob. Diesmal war alles anders. Unser Bus nach San Pedro de Atacama ging abends um 21 Uhr und den Tag verbrachten wir noch mit Julio, seiner Freundin und zwei anderen Freunden. Nachdem wir die angeblich besten Empanadas als zweites Frühstück probiert haben, ging es zum Fischmarkt. Frischer kann ein Fisch oder Meeresfrüchte nicht sein! Da Julio und seine Freundin nicht zum ersten Mal hier waren, haben sie profimäßig Wein und Weingläser eingepackt. Denn zu den Ostiones (Jakobsmuscheln) schmeckt Wein einfach am allerbesten. Jean und ich haben uns dann noch durch viele andere fischige Leckereien probiert, die auf dem Markt schon in kleinen Probierhäppchen angeboten wurden. Zur Entspannung und zur Verdauung der ganzen Köstlichkeiten hat uns Julio noch seinen Lieblingsstrand gezeigt. Das Wasser war a****kalt, aber wir wollten ja auch keine Spielverderber sein – also auch schnell rein, eine Runde schwimmen und schnell wieder raus.

Ostiones schmecken am besten mit Weißwein
Ostiones schmecken am besten mit Weißwein. Kaum zu glauben, dass 5 solcher Muscheln gerade mal 1,30€ kosten!
Wer hat schon mal Seeigel probiert?
Wer hat schon mal Seeigel probiert?

San Pedro de Atacama

Die Nacht im Bus von La Serena nach San Pedro de Atacama war lang und unbequem. Aber was tut man nicht alles um den Finanzbeauftragten bei Laune zu halten, denn die Bustickets haben nur ein Bruchteil von einem Flugticket gekostet.

San Pedro de Atacama ist eine kleine Oase inmitten der trockensten Wüste der Welt. Schon allein, wenn man mit dem Bus auf die Stadt zufährt, sieht es irgendwie unwirklich aus. Die Stadt an sich hat nicht allzu viel zu bieten und die meisten landen wohl hier um Ausflüge ins Umland zu unternehmen. Innerhalb einer  Stunde hat man alles wichtige in der Stadt gesehen. Wir haben dann öfter an dem schönen Dorfplatz im Schatten gesessen und einfach das gemütliche Treiben beobachtet.

Auf den Straßen von San Pedro geht's eher gemütlich zu
Auf den Straßen von San Pedro geht’s eher gemütlich zu. Wenn man schneller geht, staubt es zu sehr 🙂

Die zwei Ausflüge, die wir unternommen haben, hätten auch unterschiedlicher nicht sein können. Einen Nachmittag ging es ins sogenannte Valle de la Luna. Wie der Name schon sagt, soll es hier wie auf dem Mond aussehen. Ich habe mir den Mond nie so rot vorgestellt, aber gut (Anmerkung des Klugscheissers: auch wenn das Tal Mondtal heißt, hat die NASA hier wohl ihre Marssonden getestet). Die Gesteinsformationen, die großen Sanddünen zwischendrin und im Hintergrund die Vulkane geben schon ein spektakuläres Bild ab. Der Sonnenuntergang war dann leider weniger spektakulär und als dann das tolle Farbspiel am Himmel begann, saßen wir leider schon wieder im Bus nach San Pedro.

Valle de la Luna
Valle de la Luna

Gleich am nächsten Tag wurden wir um 4.30 Uhr wieder abgeholt um zu den El Tatio Geysiren zu fahren. Hierbei handelt es sich um das größte Geysirfeld der Südhalbkugel und dem drittgrößten Geysirfeld der Feld (Anmerkung des Logopäden: das „F“ sollte eher wie ein „W“ betont werden). Bereits vor Sonnenaufgang sind wir zitternd (es war doch etwas frisch auf 4.200 m) um die dampfenden Schlote spaziert. Die Tour findet so früh statt, denn sobald der erste wärmende Sonnenstrahl hervorkommt, wird der Dampf aufgrund des schwindenden Temperaturunterschiedes sichtbar kleiner. Mit der Morgensonne hatten wir unser Frühstück neben den Geysiren und anschließend ein Bad in einer Thermalquelle. Das warme Wasser war perfekt zum Aufwärmen!

Auch wenn es überall dampft, haben wir gefroren wie Wüstenrennmäuse in der Arktis.
Auch wenn es überall brodelt und dampft, haben wir gefroren wie Wüstenrennmäuse in der Arktis (Anmerkung des Klugscheissers: Wüstenmäuse in der Arktis – wie soll das gehen?).
Badezeit :-):-):-)
Badezeit :-):-):-) Das Rauskommen später hat nur sehr viel Überwindung gekostet!

Ein Highlight in San Pedro war noch unser letzter Abend. Wir hatten bereits Geld für unsere Jeep-Tour durch Bolivien gewechselt und einen kleinen Betrag in Chilenischen Pesos für das Abendessen übrig gelassen. Wir gingen beide davon aus, dass es eher was ziemlich einfaches geben wird, weil wir die Abende vorher doch mehr Geld für ein Essen ausgeben mussten. In San Pedro herrschen dann doch eher Touristenpreise. When you expect nothing, you get everything! Wir haben dann doch noch ein kleines Bistro gefunden, bei dem wir beide Completos Italianos zu einem normalen Preis bekommen haben. Da wir anschließend noch Geld übrig hatten, gab es auch noch Nachtisch in Form einer großen Portion Fruchtsaft und einer Magnumflasche Bier. Hier war der Verkäufer so nett uns 100 Pesos Pfand (ca. 0,13€) zu erlassen, da wir die einfach nicht mehr hatten und unser ganzen chilenisches Geld auf den Kopf gehauen haben.

So konnten wir am nächsten Morgen an der bolivianischen Grenze ohne „Altlasten“ in ein neues Abenteuer starten!

Anmerkung des Fotografen: es gibt natürlich auch wieder ein „paar“ Bilder:

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2 Kommentare

  1. Ein tolles Menü: Chile mit Chilli
    B mit Oliven…. Vino mit Paradiso….
    Peru nd anden enden maya nese….klingt komisch und ist nur mit ein paar Schoppen intus zu verstehen.

  2. Hey, wie schön das zu lesen. Ich freue mich, dass ihr auch den Norden erkundet habt. Die Atacama-Wüste war fast zwei Jahre mein zu Hause. Verrückt, es kommen Erinnerungen hoch, wenn ich die Bilder sehe 🙁 Und die Completos sehen sehr lecker aus…..

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