Pünktlich zu unserem Transfertag von Copacabana in Bolivien nach Puno in Peru, hat sich unser Darm wieder etwas beruhigt und wir konnten die Busfahrt entlang dem Titicaca-See entspannt genießen.

Peru, Peru, wir fahren nach Peru

An der Grenze hat sich wieder einmal gezeigt, dass man mit den Grenzbeamten besser nicht lange diskutiert. Ein Pärchen aus Taiwan vor uns in der Schlange wollte dem Grenzbeamten erklären, dass es bei Einreise nach Bolivien keine Tourist-Card erhalten hat. Aus uns nicht bekannten Gründen benötigt man das kleine Zettelchen auch bei der Ausreise wieder, denn sonst muss man zahlen. Das Paar ist dann direkt zum Peru Office gegangen, aber die wiederum lassen einen mit dem Einreisestempel erst ins Land, wenn man ordentlich aus Bolivien ausgecheckt hat und den Bolivianischen Ausreisestempel besitzt. Wir denken, dass es hier einfach um Machtdemonstration geht, denn die beiden hatten einen ordentlichen Einreisestempel von Bolivien, der mit Einreisedatum versehen war und zudem noch ein vorher beantragtes und genehmigtes Touristenvisum vorzuweisen. Für uns war die Einreise ziemlich easy und entspannt – obwohl wir uns von den ganzen Erfahrungsberichten im Internet haben etwas beeinflussen lassen und dann doch etwas angespannt waren, dass unser Bus auf einmal nicht mehr da ist, wenn wir aus dem Grenzhäuschen kommen.

Puno am Lago Titicaca

Leider waren wir in Puno nur eine Nacht zum Zwischenstopp, denn das was wir von der Stadt gesehen haben, ist echt schön. Besser als in Copacabana! Auch das Essen war genial und so haben wir am Abend durch Zufall (wir vermeiden es zu den Restaurants zu gehen, wo einem die Leute draußen schon mit der Speisekarte entgegen rennen und irgendwelche Frei-Getränke versprechen) ein kleines nettes Lokal gefunden und dort ordentlich geschlemmt 🙂 Zum Nachtisch haben wir dann unseren ersten Pisco Sour probiert – lecker, lecker, lecker.

Von Puno auf 3800 m ü. NN ging es nach Cusco, welches „nur“ noch auf 3400 m ü. NN liegt. Welch eine Wohltat für die Lungen und das Bergaufgehen fiel nur noch halb so schwer. Jedenfalls war das bei Jean so, denn bei mir hat sich seit Copacabana auch noch eine fiese miese Erkältung breit gemacht. Das erste Mal seitdem wir unterwegs sind, war ich nun merklich krank! Solange es bei dem einen Mal bleibt, will ich mich nicht beschweren und auch trotz Erkältung habe ich mich nicht ans Bett gefesselt. Explore more!

Inca-Hauptstadt Cusco

An unserem ersten Tag in Cusco meldete sich dann unpassenderweise auch unser Darm wieder. Da es uns seltsamerweise sonst ganz gut ging, wir Appetit und keinerlei Beschwerden hatten, wollten wir nicht den ganzen Tag im Zimmer sitzen. Die zwei folgenden Tage waren daher geprägt von der Suche nach Cafés mit Toiletten im Stadtzentrum. Wir waren also Mittagessen nicht weil wir so Hunger hatten (doch vielleicht ein bisschen :-)), sondern weil wir eine Toilette brauchten. Wir waren auch nicht in verschiedenen Cafés, weil wir Durst und Lust auf Kaffee hatten, sondern weil wir auf die Toilette mussten. Den Kaffee haben wir uns trotzdem verkniffen und stattdessen Muña-Tee/Coca-Tee (Sina) oder Bier (Jean <- ging es etwas besser) getrunken. Wir kennen also nun verschiedenste Restaurants und Cafés im Zentrum von Cusco und deren Stille Örtchen. Wer also diesbezüglich Reisetipps benötigt, kann uns gerne ansprechen 🙂

Nein, wir haben keinen Abstecher nach Rio gemacht! In Cusco ist Cristo Blanco auch zu finden...
Nein, wir haben keinen Abstecher nach Rio gemacht! In Cusco ist Cristo Blanco auch zu finden…

Was das Kulinarische anbelangt, hat die Inka-Hauptstadt aber auch so einiges zu bieten! Peru im Allgemeinen soll ja eine ziemlich gute Küche haben und bisher kann ich das auch voll und ganz bestätigen. Wir haben in Cusco ein super leckeres Bio-Restaurant gefunden und da habe ich dann gleich mal Alpaka-Steak probiert und es war ein Traum 🙂 An Meerschweinchen, eine weitere Spezialität, haben wir uns noch nicht dran getraut. Ceviche steht auch noch auf der Probierliste.

Nach einem anstrengenden Aufstieg wurden wir mit dieser Aussicht auf Cusco belohnt.
Nach einem anstrengenden Aufstieg wurden wir mit dieser Aussicht auf Cusco belohnt.

The Freaking Machu Picchu

Auch wenn es um Cusco einiges zu sehen und zu unternehmen gab, war der Besuch von Machu Picchu unser einziger TOP. Die Frage war nur wie wir da hinkommen, denn bekanntlich führen ja viele Wege zum Machu Picchu. Wir haben uns für die One-Day-Luxus-Variante entschieden. Morgens um 4 Uhr sind wir aus dem Hotel, kamen abends um 20 Uhr wieder zurück und um 21 Uhr haben wir schlagskaputt in der Kiste gelegen.

Machu Picchu
Machu Picchu

Hier nun ein paar Gedanken zu Machu Picchu: Ich wusste ja vorher nicht viel darüber also liest man im Internet um wenigstens ein bisschen Ahnung zu haben. Von den Inkas hatte ich schon gehört und diese zeitlich irgendwo vor Christi eingeordnet. Da lag ich ja mal total daneben!!!!! Machu Picchu wurde irgendwann im 15. JH gebaut und diese Erkenntnis hat mich irgendwie enttäuscht. Laut Wikipedia wird Machu Picchu von einer privaten Organisation zu den 7 neuen Weltwundern gezählt. Die UNESCO und die Ägypter mit ihren Pyramiden von Gizeh (antikes Weltwunder) erkennen das natürlich nicht an und wie ich finde zu Recht. Die Inca waren ein reines Bauernvolk, kannten kein Rad und lebten so, wie die Menschen in Europa ein paar viele Hundert Jahre vorher im Bronzezeitalter. Unsere Burgen und Schlösser sehen auch toll aus, sind teilweise noch recht gut erhalten und sind einige Jahre älter. Aber da kommt niemand auf die Idee ein 9., 10. oder elftes neues Weltwunder draus zu machen. Stellt euch das mal vor: Columbus hatte im gleichen Jahrhundert den Atlantik überquert und Amerika entdeckt und da bringen es die Incas gerade mal zu Stande eine große Stadt auf einem Berg zu errichten? Ich möchte Machu Picchu jetzt nicht schlecht reden und die Inka hatten ein riesiges Reich zu organisieren und zu verwalten. Auch Machu Picchu an sich, schon groß, gewaltig und liegt gut geschützt auf einem Bergrücken. Geschmack hatten die Inka ja, denn von da oben hat man eine wunderschöne Panorama-Aussicht in viele umliegende Täler. Um da hoch zu kommen, muss man erstmal ein paar Hundert Höhenmeter steil bergauf marschieren und allein vom Bergablaufen hatten wir am nächsten Tag etwas Muskelkater. Worauf ich hinaus will, ist, dass ich den Hype um die ganze Anlage etwas übertrieben finde und man hier vielleicht ein bisschen relativieren sollte.

Zwei Bewohner von Machu Picchu
Zwei Bewohner von Machu Picchu

Cusco Chillax

An unseren letzten beiden Tagen in Cusco stand nach so viel Aufregung am Machu Picchu erstmal wieder Entspannung an. Eine unserer Lieblingsbeschäftigungen war, sich am zentralen Platz auf eine Bank zu setzen, die Sonne zu genießen und die vorbeiziehenden Leute beobachten. Leider laufen auf diesem Platz auch ziemlich viele Verkäufer rum, die einem Sonnenbrillen, Mützen, Handschuhe, Ketten, Freundschaftsbändchen, Schlüsselanhänger, Pullover oder Zigaretten verkaufen wollen. Die Polizeibeamten trällern dann mal kurz auf ihrer Pfeife, wenn sie jemanden erwischen, aber die Verkäufer lassen sich davon nicht beirren.

Kathedrale in Cusco am zentralen Platz
Kathedrale in Cusco am zentralen Platz „Plaza de Armas“

Leider zählen zu den Verkäufern auch einige Kinder, deren Alter ich auf 6/7  Jahre aufwärts schätze. In dem Alter kommt glaube ich kein Kind freiwillig auf die Idee sein Taschengeld aufzubessern und Touristen kleine Souvenirs anzudrehen. Da es auch einfach so viele Verkäufer gab und man jede Minute angequatscht wurde, reagierten manche Touristen echt barsch und pampig und das auch, wenn so ein kleines Kind vor ihnen stand. Das fand ich richtig erschreckend und tat mir richtig Leid. Dennoch haben auch wir nichts gekauft mit dem Hintergedanken dieses System nicht auch noch zu unterstützen. War das richtig? Zum Glück war das bisher das erste und einzige Mal auf unserer Reise, dass wir mit Kinderarbeit in Kontakt kamen.

Peru’s Hauptstadt

20 Uhr in Lima am Flughafen, 3 Stunden Flugverspätung, die Sonne ist bereits untergegangen. Das Gate geht auf und auf einen Schlag schreien einen gefühlt 1000 Personen an und wollen dir ein Taxi andrehen. In dem ganzen Gewühl finden wir unseren Uber-Fahrer natürlich nicht und irren mit unseren mittlerweile über 20kg schweren Rucksäcke durch den Flughafen. Zusammentelefonieren klappt auch nicht, da man sein eigenes Wort nicht versteht, denn die Taxi-Meute schreit munter weiter. Da war die Stimmung schon im Keller. Am Abend liest Jean im Internet, dass Lima zu den hässlichsten Städten der Welt zählt. Alles Jammern nützt leider nichts, denn wir haben hier für 8 Nächte ein Zimmer gebucht. Also das beste draus machen und 8 Tage nur auf dem Zimmer (was ganz hübsch ist) sitzen ist keine Alternative.

Schöne Ecken in Miraflores
Schöne Ecken in Miraflores

Es gibt durchaus ein paar ganz hübsche Ecken, aber auch auf den 2. oder 3. Blick hat uns Lima nicht überzeugt. Miraflores ist der touristische Stadtteil von Lima und hat ein paar nette Cafés, Restaurants und eine schöne Uferpromenade. Hier verbringen wir einen Tag. Einen weiteren Tag nimmt uns Yolanda, unsere „Mitbewohnerin“ und Ansprechpartnerin in der Airbnb-Wohnung, mit zu einer exklusiven Führung durch den Präsidenten-Palast. Da Shorts nicht adäquat sind, hat sich Jean dann noch kurzerhand eine neue Jeans für den Präsidenten gekauft. Meine Jeans mit großen Löchern an beiden Knie wurde von der Security am Eingang aber für in Ordnung befunden. Der Palast war groß, prunkvoll und die vielen pompösen Säle haben uns irgendwie an Versailles erinnert.

Was Versailles kann, kann Lima auch!
Was Versailles kann, kann Lima auch!

Den 30 minütigen Wachwechsel mit Blaskapelle und viel Tamtam haben wir uns auch nicht entgehen lassen. Die lauten „Bravo“ und „Vive el Peru“ Rufe vieler Zuschauer lassen einen gewissen Nationalstolz erahnen.

Foto-Time im Palast. Links steht Yolanda, aber wir haben keinen blassen Schimmer, wer das über uns ist :-)
Foto-Time im Palast. Links steht Yolanda, aber wir haben keinen blassen Schimmer, wer das über uns ist 🙂
Die Wachen sind ordentlich gekleidet und Jean jetzt auch!
Die Wachen sind ordentlich gekleidet und Jean jetzt auch!
Wachwechsel im Präsidentenpalast
Wachwechsel im Präsidentenpalast

Drei weitere Tage haben  wir in einer Shopping-Mall verbracht. Den ersten Tag mit der Absicht tatsächlich etwas, nämlich Schuhe, zu kaufen. Unsere lösen sich nach 9 Monaten auf Reise und fast täglich im Einsatz langsam aber sicher auf. In der gesamten Mall findet man aber nur Schuhe bis Größe 39 und so haben wir das Shopping-Erlebnis hoffnungsvoll auf Florida, unserem nächsten Stop, verschoben. Bis dahin sollten die Schuhe noch geradeso durchhalten. Die anderen beiden Tage verbringen wir in der Mall aus Mangel an Alternativen. Im Foodcourt gab es ganz gutes Mittagessen zu erschwinglichen Preisen, dann gab es einen gemütlichen Verdauungspaziergang durch die Mall, bevor es Zeit für einen ausgedehnten Nachmittagskaffee bei Dunkin‘ Donut, hier schmeckt der Kaffee ganz ordentlich, wurde.

It’s all about finding the calm in the chaos!

Zum Glück gingen die 8 Tage recht schnell rum und wir sind beide froh am 14. Februar abends im Flieger nach Fort Lauderdale zu sitzen. Doch die Fahrt zum Flughafen zeigt uns nochmal, weshalb wir so schnell nicht wieder hier herkommen werden. Lima ist ein einziges Verkehrschaos und es staut sich überall. Weil aber alle Autofahrer auch ziemlich ungeduldig sind, nicht gerne im Stau stehen und warten, wird dabei noch vehement gehupt. Es ist also ziemlich laut immer und überall. Manchmal hatte ich den Eindruck, die Autofahrer seien überzeugt einen Zauberhupe zu haben und je öfter und länger man hupt, desto schneller verschwindet das Hindernis vor einem und man hat freie Fahrt. Die extrem offensive Fahrweise und der Zwang von jedem vor dem anderen zu sein, macht alles nicht besser. Rechtsabbieger ordnen sich grundsätzlich in der ganzen linken Spur ein um natürlich den vielen Verkehr weiter aufzuhalten. Auch hier wird ordentlich gehupt, wenn die geradeaus-fahrenden Autos nicht anhalten und Platz für den Abbieger machen. Aus 2 auf der Straße eingezeichneten Fahrspuren werden schnell mal 4, weil der Platz ja da ist und jeder an der Ampel vorne stehen will. An Ampeln wird sich auch nur bedingt gehalten und auch Stop-Schilder dienen eher als Hinweis, aber mit der Hupe lässt sich schon die Vorfahrt regeln. Zebrastreifen sind schöne Straßenkunst, aber mehr auch nicht und werden gerne genutzt um Fußgänger beim Überqueren nochmal ordentlich anzuhupen. Gibt es in Peru Verkehrsregeln? An einigen Kreuzungen stehen Polizisten, die den Verkehr regeln sollen. Das bedeutet sie winken den Autos zu, die gerade grün haben, sodass diese zügig über die Kreuzung fahren. Leider hilft bei dem Chaos das nette Zuwinken auch nicht mehr und das ganze wirkt eher wie eine ABM-Maßnahme.

Auch wenn Smog eine naheliegende Erklärung für den Dunst ist, handelt es sich hier tatsächlich um einfachen Wasserdampf, der vom Pazifik in die Stadt zieht.
Auch wenn Smog eine naheliegende Erklärung für den Dunst ist, handelt es sich hier tatsächlich um einfachen Wasserdampf, der vom Pazifik in die Stadt zieht.
Ohne Dunst sieht es dann so aus...
Ohne Dunst sieht es dann so aus…

Wir sehen unsere Zeit in Lima als kleine Prüfung für unser Mindset an um unsere Fokussierung auf das Positive zu verbessern. „You cannot stop the waves, but you can learn how to surf!“ Ohja, wir haben nicht nur ein bisschen was gesehen auf der Welt, sondern auch unsere „inner journey“ ging weiter. Beim Reisen gibt es eben nicht nur perfekte Tage in 5*-Hotels am Strand, was sicher irgendwann auch langweilig wird. Im Grunde sind wir  ja auch losgezogen um unsere Komfortzone mal zu verlassen um u.a. herauszufinden, wie andere Menschen auf der Welt leben. Nach diesem knappem 3/4 Jahr kann ich aber schon sicher sagen, dass es uns in Deutschland verdammt gut geht, wir eigentlich überhaupt keinen Grund haben sollten uns über irgendetwas zu beschweren und wir einfach mal dankbarer und zufriedener gegenüber dem Leben sein sollten!

Das war das „Wort zum Mittwoch“ und morgen freue ich mich auf einen halben Tag am Strand, nachdem wir hoffentlich erfolgreich die Unterkunft gewechselt haben.

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