Abfahrt mit dem Geisterzug EN 453

Es geht los mit dem Zug EN 453 von Frankfurt

Russische Züge sind erstaunlich pünktlich. Wenn man bedenkt, dass wir knapp 2.300km mit dem Schlafwagenzug von EN 453 (weitere Informationen auf der französischen Seite von SNCF) von Frankfurt nach Moskau zurückgelegt haben und die tatsächliche Ankunftszeit nur fünf Minuten hinter der geplanten lag, ist das doch bemerkenswert. Das sind die fünf Minuten, die wir Samstagnacht schon zu spät am Frankfurter Südbahnhof los sind. Der Vollständigkeit wegen sei aber erwähnt, dass wir zwischendrin über ein halbe Stunde hinter dem Plan waren. Nun aber alles der Reihe nach:

Am Freitagabend, 9. Juni 2017, haben wir bei Würstchen, Steak und Salaten nochmal nett zusammengesessen, gegessen und gewartet. Gewartet, dass die Zeit rumgeht und es endlich kurz vor ein Uhr ist, sodass wir in Richtung Südbahnhof aufbrechen konnten.

Ein Uhr kam dann irgendwie doch ganz schön schnell und dann war Hektik angesagt. Wer fährt in welchem Auto mit? Wo ist überhaupt noch Platz? Reichen zwei Autos oder doch eher drei? Dann kam in den Staunachrichten noch die Info über eine Vollsperrung auf der A3, Ausfahrt Frankfurt-Süd. Das hat gerade noch gefehlt… Wenn wir dadurch jetzt den Zug verpassen, wäre das ja mal ein gelungener Start. Der Direktzug von Paris über Frankfurt nach Moskau fährt nur einmal in der Woche. Am Ende hat dann doch alles gepasst und wir hatten am Südbahnhof noch genügend Zeit für die Verabschiedung.

Abfahrt mit dem Geisterzug EN 453
Abfahrt mit dem Geisterzug EN 453

Mit Halt in Berlin

Um 1:57 Uhr war es soweit und der ominöse Geisterzug EN 453 erschien tatsächlich. Nachdem die Buchung etwas umständlich war und so wenig offizielle Informationen über den Zug zu finden waren, haben wir doch manchmal daran gezweifelt, ob es diesen Zug wirklich gibt.

Frühstück am Zug in Berlin - Danke, Saskia!
Frühstück am Zug in Berlin – Danke, Saskia!

Die erste Nacht im Zug war sehr kurz, denn wir durften den 20-minütigen Stop in Berlin-Lichtenberg um 7:29 Uhr nicht verpassen. Dort wurden wir von Saskia empfangen, die uns netterweise noch Kaffee und Frühstück mitgebracht hat. Danke nochmal dafür:-) Der Rest des ersten Zugtages verlief anfangs ziemlich unspektakulär. Bis auf ein paar wache Momente habe ich fast die komplette Polendurchquerung geschlafen. Durch das sanfte Geruckel und das gemütliche Bett (mit richtiger Decke und zwei Kopfkissen) lässt es sich in so einem Zug auch einfach wunderbar schlafen.

Gemütlich ist es
Gemütlich ist es, fast zu gemütlich…

Das erste Highlight war die polnisch-weißrussische Grenze. Viele, sich wichtigtuende Menschen in verschiedensten Uniformen laufen durch den Zug, lassen sich mal den Reisepass zeigen, checken das Visum, lassen sich eine Aufenthaltskarte ausfüllen oder kontrollieren oberflächlich das Gepäck. Zwischen dem ganzen Gewusel bemühen wir uns bei der Schaffnerin um Kaffee. Sie spricht allerdings nur Russisch und so wird mit Reden, Zeigen und fragend Gucken kommuniziert. Wir bekommen schließlich unseren dünnen „Bodensee“-Kaffee und müssen enttäuscht feststellen, dass wir wohl besser hätten Tee nehmen sollen.

Umspuren in Brest, Weissrussland

Zweites Highlight an diesem Zugtag war das Umspuren in Brest (Weißrussland). Die Russen sind gerne eine Spur breiter mit Ihren Zügen unterwegs. Wir konnten im Zug bleiben und von dort alles beobachten. Das ganze Spektakel hat fast eineinhalb Stunden gedauert – gut, dass wir unseren Zug nicht, wie zuerst geplant zum Proviant kaufen verlassen haben, wir hätten ihn zwischendurch sicher nicht wiedergefungen. Anschließend war Zeit für das Abendessen und es gab Grillreste aus der Heimat.

Umspuren in Brest (Belarus) während man im Zug wartet.
Umspuren in Brest (Belarus) während man im Zug wartet.

Gegen sechs Uhr wurden wir durch stetiges Klopfen an unserer Tür geweckt. Ich weiß nicht, wie lange unsere Schaffnerin samt Grenzbeamten dort gestanden und geklopft hat, aber es kann durchaus lange gewesen sein. Seit der Umspurung in Brest wackelt und rattert der Zug etwas mehr, sodass sich das Klopfen nicht mehr so gut von den anderen Fahrgeräuschen unterscheiden lässt. Wir waren mittlerweile an der Russischen Grenze angekommen und der Grenzbeamte (es war diesmal tatsächlich nur einer) wollte unsere Pässe sehen. Wir konnten noch etwas weiterschlafen und wurden dann ein zweites Mal von unserer Schaffnerin geweckt, die uns freundlich mitteilte, dass wir in 30 Minuten in Moskau ankommen würden. Lies dazu auch unseren nächsten Beitrag über Moskau.

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